Messie-Syndrom: Zwanghaftes Horten

In Deutschland leiden schätzungsweise rund 1.8 Millionen Menschen unter einer Desorganisationsproblematik – besser bekannt unter dem Begriff Messie-Syndrom. Den betroffenen Personen fällt es schwer, das eigene Zuhause ordentlich zu halten und alltägliche Aufgaben zu bewältigen. Das Störungsbild ist eine emotionale Herausforderung für Betroffene und deren Angehörige. Oftmals schämen sich die sogenannten „Messies“ gegenüber ihrem Umfeld und flüchten sich in die soziale Isolation. Die meisten Betroffenen sind zwischen 40 und 50 Jahre alt – 80% davon sind weiblich. Bundesweit gibt es inzwischen ein Versorgungsnetzwerk für Betroffene mit zahlreichen Selbsthilfegruppen, spezialisierten Psychologen, Therapeuten, Ärzten und Sozialarbeitern. Dennoch ist das Krankheitsbild kaum erforscht und in der Gesellschaft nicht selten unbekannt.

Symptome und Ursachen

Ein Messie schätzt durch die psychische Störung den Wert bzw. Nutzen von Gegenständen anders ein, als die durchschnittliche Bevölkerung. Entgegen den Vorurteilen sind Personen mit dem Syndrom in der Regel alles andere als faul und oftmals regelrechte Perfektionisten. Aus Angst vor Fehlentscheidungen scheuen sie Entschlüsse jeglicher Art und schieben sie immer wieder auf. Diese Verhaltensmuster führen beispielsweise zu einer ausgeprägten Sammelleidenschaft und im extrem Fall zu unüberschaubarem Chaos, Vermüllung sowie Verwahrlosung. Aber auch Schwierigkeiten mit der Zeiteinteilung bzw. Pünktlichkeit, hygienische Probleme, Handlungsunfähigkeit in wichtigen Situationen, das Ignorieren von sozialen Verpflichtungen, Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit sind typische Symptome der Desorganisationsproblematik. Nach außen wirken die betroffenen Personen meistens unauffällig, gepflegt, kreativ, offen und optimistisch.

Die Ursachen für die psychischMessie Syndrom Therapiee Störung gehen meistens auf ein mentales Trauma in der Vergangenheit zurück. Es handelt sich dabei oft um ein einschneidendes Verlusterlebnis, welches nicht richtig ver- bzw. aufgearbeitet wurde: Das äußere Chaos spiegelt die innere Gefühlslage wieder. Ein Messie schafft es nicht, seine Wünsche und Anforderungen mit denen der Umgebung in Einklang zu bringen. Die entstehende Diskrepanz versuchen die Betroffenen mit dem Besitz von Dingen zu kompensieren. Dieser Besitz löst bei den Betroffenen angenehme Emotionen aus: Er fungiert als Ersatz für Zuneigung sowie Bestätigung und generieren ein Sicherheitsgefühl, welche es in jedem Fall zu bewahren gilt. Weitere bekannte Ursachen für das Messie-Syndrom sind exzessiver Geiz, Einsamkeit, Senilität, Demenz, Altersdiabetes, Borderlinestörung, Hirnschädigungen, Krebs, Fatigue-Syndrom (CFS), Depressionen, Persönlichkeitsstörungen oder affektiven Psychosen.

Therapieansatz

Der erste Schritt zur Besserung ist wie so oft die Selbsterkenntnis und der Wunsch, etwas ändern zu wollen. Bei vielen Betroffenen fehlt jedoch diese Krankheitseinsicht und in zahlreichen Fällen suchen zunächst die Angehörigen um Rat und externe Hilfe. In keinem Fall sollte man einen Messie dazu zwingen, sich von emotional besetzten Gegenständen zu lösen, da es als Indentitäts- bzw. Kontrollverlust erlebt wird und nicht selten zu panischen Reaktionen führt. Die betroffenen Personen müssen lernen, eigenständige Entscheidungen zu treffen und sich mit dem Entschluss sowie den Konsequenzen wohlzufühlen. Eine Kombination aus Verhaltens- sowie Psychotherapie und Selbsthilfegruppen können den Betroffenen dabei helfen, eigene Prioritäten zu definieren und Handlungsalternativen zu entwickeln. Die Therapie sollte sich an den individuellen Bedürfnissen des Patienten orientieren und die persönlichen Problemschwerpunkte fokussieren. Bestandteile einer Therapie sind beispielsweise Selbsthilfegruppen, Einzel- sowie Familienberatungen, Wochenendseminare, Intensivwoche, Jahresgruppen, Hausbesuche oder auch Workshops für Betroffene und Angehörige.

Weiterführende Informationen zum Thema Messie-Syndrom sowie kompetente Hilfe für betroffene Personen gibt es auf www.veronika-schroeter.de – die Expertin für Desorganisationsproblematik aus Freiburg im Breisgau hält deutschlandweit Vorträge sowie Workshops und bietet individuelle Therapiekonzepte an. Besonders in Stuttgart ist die Therapeutin vermehrt anzutreffen.